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Foto: @ Geert Maciejewski
Foto: @ Geert Maciejewski

Literarische Perspektiven

Die Lust am Lesen

Den Auftakt der kulturellen Events machen im nächsten Jahr wieder die Usedomer Literaturtage – ein Fest der Bücher.

Ist das Buch out? Diese Frage könnte man sich stellen, wenn es unisono heißt: Immer weniger Leute nehmen sich Zeit zum Lesen. Kurzweilige Multimedia-Angebote treten an die Stelle des gedruckten Wortes. Es bleibt kaum noch Platz für Bücher. Gegen diese Entwicklung stemmen sich die Usedomer Literaturtage mit einem engagierten Programm. Das zeigt Wirkung. 

2009 eröffneten die Usedomer Literaturtage erstmals das Kulturjahr auf der Insel Usedom. Seitdem treffen sich dort alljährlich hochkarätige Autorinnen und Autoren, um neue literarische Perspektiven zu diskutieren. Zwar steht für das nächste Jahr derzeit noch kein Programm fest, doch so viel darf schon verraten werden: Vom 27. bis 30. April 2022 werden wieder literarische Hochkaräter, wie in den letzten Jahren etwa die Literaturnobelpreisträgerinnen Olga Tokarczuk, Swetlana Alexijewitsch und Herta Müller, nach Usedom kommen und die Insel mit literarischem Leben erfüllen. Ein Höhepunkt ist die Verleihung des Usedomer Literaturpreises an junge Schriftsteller/innen, die sich in besonderer Weise um den europäischen Dialog verdient gemacht haben. In diesem Jahr ging der Preis an den bulgarischen Schriftsteller Georgi Gospodinov (53).

Inspirationen von der Insel

Ruhe und Entspannung suchend, kamen Dichter, Denker und Künstler auf die Insel, die für sie zur Quelle der Inspiration wurde. Rasch sprach sich die besondere Atmosphäre in Literatenkreisen herum. „Dichter und Denker zog die Insel seit jeher in ihren Bann“, sagt der Hotelier Seelige-Steinhoff, Stifter und Sponsor der Usedomer Literaturtage. Und so folgten renommierte Autoren wie Martin Walser, Hans Magnus Enzensberger, Hellmuth Karasek (†) oder Arno Surminski dem Ruf der Insel Usedom – „einem Ort, der bereits in der Vergangenheit von Theodor Fontane, Maxim Gorki und Thomas Mann geschätzt wurde“, weiß Seelige-Steinhoff.

Insel der Autoren

Während einer „Sommerfrische“ im August 1922 hat Thomas Mann (1875-1955) den größten Teil seines Essays „Von deutscher Republik“ dort geschrieben. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Katia und den Kindern kehrte er im Juli 1924 im Bansiner „Haus Seeblick“ (heutiges Hotel „Kaiser Wilhelm“) ein. In den sieben Wochen seines Aufenthaltes auf Usedom vollendete er einen seiner bekanntesten Romane, den „Zauberberg“. 

Auch der russische Schriftsteller Maxim Gorki (1868-1936) kam 1922 auf die Insel Usedom, um sich in der damaligen Pension „Irmgard“ in Heringsdorf von einem Lungenleiden zu erholen. Die zweigeschossige Villa Irmgard wurde 1906 im Stil der Bäderarchitektur errichtet und dient heute als Museum, in dem das ehemalige Wohn- und Arbeitszimmer an den Kuraufenthalt Gorkis erinnern. Die Insel ist in jeglicher Hinsicht inspirierend. „Deshalb ist der Usedomer Literaturpreis auch mit einem einmonatigen Aufenthalt in unserem Hotel Ahlbecker Hof dotiert“, berichtet Rolf Seelige-Steinhoff. In Rahmen der kreativen Schreibzeit hat das Hotel viele berühmte Köpfe beherbergt. Literaturpreisträger Jan Koneffke (‚Ein Sonntagskind‘) hat seine Arbeitszeit genutzt, um im maritimen Flair des Seebades Ahlbeck sein nächstes Buch fortzusetzen. Und Jaroslav Rudiš hat seinen Roman ‚Winterbergs letzte Reise‘ im Ahlbecker Hof beendet“, so der Hotelier.