Skip to content

Ostseeinsel Usedom – Altes Handwerk – voll im Trend!

Auf diesen Seiten stellen wir Ihnen zwei Menschen vor, deren traditionelles Handwerk immer noch das Gesicht der Insel  prägt. Unternehmen Sie einen Ausflug zu einem interessanten Künstler und entdecken Sie dabei ein grandioses Naturparadies.
Flechtmeister Ronny Sass arbeitet bis zu 60 Stunden an einem Korb. © EA/menthamedia
Flechtmeister Ronny Sass arbeitet bis zu 60 Stunden an einem Korb. © EA/menthamedia
Das Ur-Modell ist einem hochkant aufgestellten Wäschekorb nachempfunden.
Das Ur-Modell ist einem hochkant aufgestellten Wäschekorb nachempfunden.

Die Strandkorb-Story

Deutschlands älteste Manufaktur kommt aus Heringsdorf

Sie schützen vor Wind, Sonne (und manchmal auch vor neugierigen Blicken), gehören zum typischen Bild an den Küsten von Nord- und Ostsee. Als Erfinder gilt der Rostocker Hofkorbmacher Wilhelm Bartelmann, der 1882 seinen ersten Sitzkorb aufstellte. Die Idee zündete, die Nachfrage stieg. Der Korbmachermeister Carl Martin Harder gründete 1925 Deutschlands älteste Strandkorbmanufaktur. Heute heißt sie „Korbwerk“ und ist seit 1933 im Kaiserbad Heringsdorf ansässig.

Wie vielfältig die Ausgestaltung sein kann, erklärt Firmenchef Dirk Mund. „Bei uns gibt es keine Strandkörbe von der Stange, wir fertigen nach Maß“, so der Firmenchef. „Wir verwenden heute fast ausschließlich Kunststoffbänder zum Flechten“, erklärt Flechtmeister Ronny Sass. „Bei guter Pflege und sachgerechter Aufstellung halten die bis zu 30 Jahre“, ergänzt Dirk Mund.

Die private Nachfrage ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Viele Urlauber möchten auch zu Hause auf der Terrasse oder im Garten noch das spezielle Ferienfeeling genießen. 50 bis 60 Stunden Arbeit stecken allein in der Flechterei der Außenhaut. So viel Handarbeit hat ihren Preis: Die Skala reicht vom Basismodell für rund 2.000 Euro bis zum Luxusmodell mit Minikühlschrank, Soundanlage und LED-Beleuchtung für 10.000 Euro und mehr.

Firmenchef Mund erinnert sich gern an ein ganz besonderes Modell. „Lasst uns den größten Strandkorb der Welt bauen!“ rief er, als er den Auftrag erhielt, den XXL-Strandkorb für das G8-Gipfeltreffen 2007 in Heiligendamm zu bauen. Die 23 Mitarbeiter brauchten drei Wochen für den Maxi-Korb, verarbeiteten zwei Kilometer Flechtband, 35 Quadratmeter Stoff und einen Kubikmeter Holz. Das Bild mit Angela Merkel und den Regierungschefs ging um die Welt und sorgte dafür, den Strandkorb über alle Grenzen bekannt zu machen.

Prima Klima unter Reet

Sie schützen vor Wärme und Kälte, sind Zeugen einer langen Tradition: die typischen Reetdächer.

Das Dachdecken mit Reet oder Schilf und Rohr, wie es in Pommern heißt, gehört zu den ältesten Handwerksberufen und ist noch heute auf Usedom zu Hause. Einer der Reet-Experten ist Dachdeckermeister Holger Labahn. Er verwendet am liebsten Schilfrohr von der Insel Usedom oder Rügen, das hinter den Dünen trotz des salzigen Wassers gut gedeiht. „Doch leider reicht die Menge für den Bedarf nicht aus, denn auch heute entstehen auf der Insel Neubauten mit den gleichen Dächern wie vor hundert Jahren“, sagt Labahn. Um die Nachfrage zu decken, kauft er beispielsweise auch gebundenes Schilf aus Slowenien hinzu.

Schilf wird wegen seinen besonderen Eigenschaften seit Jahrhunderten von Menschen genutzt. Reetdächer sind umweltfreundlich und sorgen für ein ausgezeichnetes Wohnklima. Sie haben eine hervorragende Isolationswirkung gegen Hitze und Kälte und halten 30 Jahre und mehr.

Im Hinterland der Insel gibt es noch die typischen reetgedeckten Häuser der Fischer und Bauern. Holger Labahn – der Dachdecker aus Usedom verwendet am liebsten heimisches Schilfrohr.
Im Hinterland der Insel gibt es noch die typischen reetgedeckten Häuser der Fischer und Bauern. Holger Labahn – der Dachdecker aus Usedom verwendet am liebsten heimisches Schilfrohr. © Usedom Tourismus
Das Atelier des Künstlers in Lüttenort (Koserow) kann besichtigt werden. © Museum Niemeyer-Holstein
Das Atelier des Künstlers in Lüttenort (Koserow) kann besichtigt werden. © Museum Niemeyer-Holstein

Entdecker-Tour nach Koserow

Das Museum Atelier Otto Niemeyer-Holstein und der Streckelsberg sind auch in der kälteren Jahreszeit lohnende Ausflugsziele für Kunst- und Naturliebhaber.

An der schmalsten Stelle der Insel, in Koserow, erwartet Besucher ein kulturelles Highlight. Etwas versteckt liegt dort das Anwesen des Malers Otto Niemeyer-Holstein (1896-1984). Der Berliner Künstler kam 1933 nach Usedom, kaufte das Brachland Lüttenort und stellte dort einen ausrangierten Berliner S-Bahn-Waggon auf, in dem er lebte. Nach und nach wuchs das Anwesen, dessen eigenwillige Architektur mit der Gartenanlage und seinen Skulpturen bereits selbst als Kunstwerk erscheint.

Neben der original erhaltenen Wohn- und Arbeitsstätte besitzt das Museum einen bedeutenden Fundus von Werken Otto Niemeyer-Holsteins. Seine vom Expressionismus geprägten Bilder zeigen hauptsächlich Naturmotive und haben bis heute nichts von ihrem Reiz verloren.

Ein lohnender Ausflug führt zum Streckelsberg bei Koserow, an dessen höchstem Punkt man einen herrlichen Ostseeblick bis zur Insel Rügen hat. Der Streckelsberg ist ein Wanderparadies mit einer grandiosen Natur und fast 200 Jahre alten Buchenwäldern, in denen auch seltene Orchideen wachsen.